Klassenzimmer 1

Lea drückte Daphnes Hand, während sie mit einem Ohr den Lehrern zuhörte und mit dem anderen bei Daphne war.
"Wenn du nicht möchtest, machst du es dem anderen Geschlecht aber unmöglich, jemals wieder zu dir vorzudringen bzw. du ziehst alle zur Verantwortung, was dir nur ein einziger angetan hat."
Sie flüsterte ihr ins Ohr:" Am besten wir gehen später zu Liv-Ciel oder Erik, okay?" Sie lächelte sanft und ihre Züge waren weich.

Da war irgendetwas im Raum, das sie störte, doch Mira konnte es nicht benennen. Die Empfindung schien aus ihrem Innersten zu kommen und hatte nichts mit dem zu tun, was sie bewusst mit Augen und Ohren wahrnahm.
Es lag nicht an den Lehrern; bis auf die Tatsache, das Liv-Ciel Gedankenleserei sie störte, hatte sie kein Problem mit ihnen. Auch dass sie allein da saß, kümmerte sie nicht. Damit hatte sie gerechnet.
Nein, es war etwas Diffuseres, weniger Konkretes. Verwirrt sah Mira sich im Raum um, als ob sich die Lösung irgendwo ganz offensichtlich versteckte und sie sie nicht auf den ersten Blick nicht gefunden hatte.
Die Verwirrung übertrug sich auch auf ihr Äußerstes und es veränderte sich, kaum merklich.

Daphne schaute Lea ängstlich an. "Aber diese Angst. Ich bekomme sie einfach nicht weg. Sie ist so tief in mir drin, da ist es unmöglich, einem männnliche Wesen zu vertrauen." sagte sie leise zu ihr. "Liv-Ciel. Nicht Erik" sagte sie energisch und vielleicht beinahe zu laut.

Nun nahm Lea auch Daphnes zweite Hand in ihre und hielt diese fest um das Zittern zu lindern, um Daphne das Gefühl zu geben, jemand ist da für sie.
"Daphne, ein Vorschlag, du wirst mich dafür vielleicht hassen oder dich fragen, ob ich vollkommen verrückt geworden bist, aber vielleicht wirst du mir irgendwann einmal auch dankbar dafür sein.
Ich glaube, es wäre besser, wenn du zu Erik gehst. Er ist sicherlich der Erste, bei dem du Vertrauen lernen kannst, immerhin hast du auch Einzelunterricht mit ihm. Er wird dir sicher nichts antun, er ist Lehrer und ich habe gerade eben seine Vergangenheit, wie deine gesehen. Aus meiner Erfahrung, wenn ich eine Vergangenheit sehe, mit all den erlebten Gefühle, kenne ich meist den Menschen, der vor mir sitzt, seine Gefühle, seine Standpunkte usw. usw. Glaub mir, er ist rein, er wird dir zuhören und dich verstehen."
Lea hielt es wirklich für besser, wenn sie zu ihm ginge, denn so würde sie es am ehesten lernen.
"Glaub mir, das wäre ein guter Anfang."
Lea lächelte ihr wieder aufmunternd zu und konzentrierte sich ausschließlich auf das Mädchen.

Daphne hörte Lea aufmerksam zu. Was verlangte sie denn da von ihr? Hatte sie denn wirklich keine Ahnung? Ihr war es ja auch nicht passiert, sondern ihr.
Kurz huschte ihr Blick zu Erik. Sie musste zugeben, er sah nun nicht wirklich aus, als würde er ihr etwas antun. Er wirkte sogar nett und vertrauenswürdig. Dennoch hatte sie große Angst.
"Unter einer Bedingung. Du kommst mit. Ich kann nicht alleine gehen. Dazu habe ich einfach zu große Angst." erklärte sie ihr und drückte mit ihren Händen leicht Leas.
Wenn sie daran dachte, dass sie in die Nähe dieses Mannes musste, brach ihr Angstschweiß aus. Ihre Hände zitterten unkontrolliert und sämtliche Erinnerungen, die sie verdrängt hatte, kamen wieder hoch.

Lea freute sich über die Zustimmung von Daphne.
"Gut, abgemacht. Dann werden wir mal nach der Stunde zu ihm gehen."
Sie lächelte ihr zu, bevor sie sich wieder an Erik und Liv-Ciel wandte. Still, aber langsam schlichen sich Gedanken in ihren Kopf, Gedanken, die nicht ihr gehörten, sondern jemandem anderen. Es war eine Stimme, die sie nur zugut kannte, die sich jedoch sehr selten zu Wort meldete, bis auf jetzt.
Ihr stockte kurz der Atem, als Enya in Leas Gedanken sprach.
Lea, warum hilfst du diesem Mädchen? Sie wurde vergewaltigt von einem Mann, eine schreckliche Angelegenheit. Ich finde es auch gut, dass du ihr so engagiert helfen möchtest, aber meinst du nicht auch, dass es sein könnte, dass wir alle, all deine Persönlickeiten, eingeschlossen mich, wieder die Bilder erleben, die Bilder, die der Grund für deine Spaltung sind?
Lea antwortete ihr nicht, denn ihre Stimme war so eigen, so verletzlich, aber gleichzeitig so erhaben.
Ich glaube besonders ich und auch die anderen, genauso wie du, wir können uns noch lebhaft an die Dinge erinnern, die hinter verborgener Tür in deinem Zimmer passiert sind. Soll ich noch mehr sagen, als den Namen deines Stiefvaters?
Nun sagte Lea etwas.
Enya, bitte bring die Dinge nicht wieder ins Rollen. Ein Jahr hat es gedauert, indem ich herumgelaufen bin, weggelaufen vor den Bildern, vor den Ereignissen, vor meiner Mutter und vor Liam. Ist es da nicht mein Recht jemandem zu helfen, dem es ähnlich ergangen ist?
Ich sehe du wirst größer Lea, deine Argumente werden besser. Trotzdem halte ich es für keine gute Idee, außerdem befürchte ich, dass dieses Mädchen, dass du wohlbemerkt erst seit 15 Minuten kennst, keine Ahnung von dir hat bzw. sie auch nie vertehen wird, dass du sie besser verstehen wirst als jeder andere.
Enya, noch einmal, hör auf, ich muss jetzt aufpassen, diskutieren wir später darüber.
Leas Augen waren milchig geworden, als wäre sie woanders gewesen nun sah sie Daphne wieder in die Augen und lächelte, wie zuvor, als hätte es die Unterhaltung zwischen Enya und ihr in Gedanken nie gegeben.

"ICh danke dir so sehr, Lea. Alleine könnte ich das nicht durchstehen." sagte sie und lächelte sie herzlich an. Wie gut, dass es Freunde gab, auf die man zählen konnte. Dann schaute sie wieder nach vorne. Doch von der Seite sah sie, dass LEa ganz konzentriert war. Irgendwie auch abwesend. Besorgt schaute sie ihre neugewonnene Freundin an. "Ist ... alles okay mit dir?" fragte sie sie beorgt.

"Keine Sorge, alles in Ordnung, ich war nur in Gedanken versunken."
Als würde sie das interessieren. Sag mal, musst du dir immer Freunde suchen, die so ticken? warf Rachel sarkastisch ein.
Rachel, bitte komm du jetzt nicht auch noch mit irgendwelchen superschlauen Meldungen. Und bitte leg dich nicht wieder mit Enya an. Ihr beide streitet sowieso andauernd.gab Lea zurück.
Rachel, lass Lea einfach tun, wie sie glaubt. Es wird schon richtig sein. meldete sich Enya zu Wort.
Und was hast du vorher gemacht? Du hast dich doch auch eingemischt! argumentierte Rachel.
Ruhe, Lea muss sich mit dem Unterricht beschäftigen und nicht mit euren Streiterein. rief Paul durch Leas Gedanken.
Lea bedankte sich und konzentrierte sich erneut auf Daphne.

"Okay, wie du meinst." sagte sie langsam und beobachtete dennoch Lea leicht von der Seite aus den Augenwinkeln. Sie wirkte wieder ein wenig abwesend. Ob es ihr wirklich gut ging? Daphne machte sich wirklich ein wenig Sorgen.

Riv wollte nicht wirklich etwas sagen. Er zögerte sehr lange. Viele waren bereits im Raum, am liebsten wollte er jetzt raus rennen, davonrennen wie jedes mal. Wieso muss ich mich vor den allen hier vorstellen? Sie vergessen meinen Namen doch sowieso wieder. Naja...wer weiß ob ich morgen überhaupt noch hier bin, also verrate ich nicht zu viel. Ja genau das mache ich.
Er holte kurz tief Luft und fing an.
"M..Mein Name ist Rivaêl und ich will lernen..." er stoppte wieder und sank den Kopf. Toll...Nun wissen sie sicher schon zu viel...

cc: Eingangshalle

Mike kam am Klassenzimmer an. Er öffnete er grob die Tür. Sodass Ih nsicher alle anschauen würden. Er stand mal wieder im Mittelpunkt. Sein Gesicht verfinsterte sich, seine Gedanken formten sich die übelsten Gedanken. Würde der Mörder seiner Eltern eventuell unter diesen Engeln sein? Er schaute jeden direkt und fast durchbohrend an. Kinder...

Die Tür öffnete sich und ein Engel kam herein. Ein Racheengel. Sofort wurden ihre Erinnerungen wach und ihr Griff um Leas Hand verstärkte. Ihr Körper zitterte stark und ihr Gesicht fiel zu blass. Ängstlich waren ihre Augen geweitet. "Ich habe ... Angst."

Liv-Ciel sah zur Tür als Mike eintrat. Sie nahm seine Gedanken wahr und realisierte auch die angstvolle Reaktion von Daphne.
Warum hatten sie nicht einen freundlicheren Racheengel haben können, einen der Daphne zeigen konnte, dass man ihn nicht so stark fürchten musste? Bei Mike allerdings hielt sie eine gesunde Vorsicht für angebracht. Sie sah ihn warnend an, ihr Blick machte deutlich, dass er sich zu benehmen hatte.
"Mike. Setz dich bitte."

Daphne wollte rennen. Ganz weit weg. Vor ihrem geistigen Auge sah sie die letzte Begegnung mit einem Racheengel. Wie er sie anfasste ... Sie schluchzte laut auf."Lea, ich ... ich kann nicht. Ich kann es einfach nicht." sagte sie, stand auf unf rannte raus.

tbc: Schulgarten

Liv-Ciel schaltete schnell. Sie sah zu Lea, zu der Daphne offensichtlich ein gewisses Vertrauen gefasst hatte.
"Lea, siehst du bitte nach ihr?", bat sie die Schülerin.

Ein Engel lief panisch an Mike vorbei. Er sah ihr nah. Und musste herzlichst lachen. "Sehen Sie das mein ich mit Kinder. Noch nicht mal reif genug um eine Unterichtsstunde zu überstehen."

Aurora wurde wütend. Der Boden bebte leicht. "Wenn du das hier alles so als kindisch empfindest, warum verschwindest du nicht einfach?" fragte sie ihn und funkelte ihn wütend an.

"Ahh da bist du." er ging demonstartiv zu Ihren Platz und setzte sich direkt neben sie. "Es versüßt mir glatt wieder den Tag, in diesem Fall die Unterrichtsstunde." er drehte sich nach vorne zu Liv Ciel

Aurora verzog angewidert das Gesicht. "Liv-Ciel, muss ich mir DAS antun?" Mir DAS meinte sie Mike. Er nervte sie abgrundtief. Sie rückte gleich ein wenig von ihm weg. Sie verachtete ihn. Vorallem seine arrogante Art und Weise.

Liv-Ciel seufzte. Das würde noch eine Menge Ärger geben.
Sie wollte Mike zwar eine Chance geben, weil sie verstand was ihn antrieb, aber wenn er sich so benahm, war es wirklich schwer ihn nicht einfach fortzuschicken. Da musste sie wohl eingreifen.
Die Direktorin sah Mike scharf an.
"Mike, reiß dich zusammen. Der Einzige der sich hier kindisch verhält bist du. An dieser Schule respektieren wir einander, das ist etwas, das du lernen musst. Ich möchte dir gerne eine Chance geben, denn jeder hat eine verdient, aber wenn du dich nicht wenigstens ansatzweise benehmen kannst, werde ich dich ohne zu zögern der Schule verweisen. Verstanden?"
Liv-Ciel mochte es nicht streng oder ärgerlich zu sein, aber wenn sie es einmal war, dann meinte sie es todernst.

Mike hasste das. Er sah zu Liv Ciel und dann zu Aurora. Er schnappte sich seine Sachen und setzte sich etwas abseits hin. "Besser?" er blickte scharf zu Aurora. Sie muss der Mörder sein, wieso ist sie denn so pissig?

Aurora lächelte ihn nur an. sie war zufrieden. Sehr sogar. Und das zeichnete sich auch auf ihrem Gesicht ab.

Mira verstand nicht, was vor sich ging. Das sollte Unterricht sein? Gelangweilt musterte sie die anderen.

Seraphina hatte die Auseinandersetzung mit gerunzelter Stirn beobachtet. Das Mädchen wirkte nich weniger arrogant als dieser Mike, wobei sie das nichteinmal zu merken schien. Als Aurora dann auch noch selbstzufrieden lächelte, wusste Seraphina, dass sie sie nicht sonderlich mochte.
Entschlossen ließ sie sich auf einen Platz neben Mike fallen.
"Wenn es okay ist würde ich mich gerne als nächstes vorstellen.", sagte sie laut.

Mike sah das selbstentschlossene Mädchen neben sich an. "Und das nenne ich reif und erwachsen. Selbstbewusste Frauen...Da sollten sich einige eien Scheibe von abschneiden." er blickte scharf zu Aurora. Er holte einen Zettel hervor und schrieb etwas rauf und legte diesen auf den Schoß von dem Mädchen, neben sich. *Hi ich bin Mike. Wie heißt du?*