Zimmer 3: Lea und Mira

Lea stürzte schon fast ins Zimmer und lehnte sich dann an die Tür, an der sie langsam, aber sicher hinunterrutschte. Schon der erste Tag war die Hölle, wie würde das wohl weitergehen? Sie stützte ihre Arme auf die angezogenen Beine und vergrub ihren Kopf darin, während sie nachdachte.
Dann nach einigen verstrichenen Minuten raffte sie sich wieder auf und sah sich ein wenig im Zimmer um. Es war nicht besonders groß, dafür wirklich gemütlich und eigentlich perfekt. Die wenigen Habseligkeiten packte sie aus und legte diese behutsam auf ihr Nachtkästchen.
Dann legte sie sich auf das Bett, starrte die Decke hoch und überlegte weiter.
Lea hör auf so....so schwach zu sein. Das ist ja kaum auszuhalten hier drinnen, was du da aufführst.
Cyan, bitte behalt deine Gedanken einfach für dich.
Leaherz, es sind auch deine Gedanken.
Höf auf und halt einfach die Klappe.
Kein Grund für schlechte Laune. gab Cyan wieder zurück in ihren Gedanken.

Mira betrat eines der Zimmer und war überrascht dort das Engelmädchen von vorhin wieder zu finden. "Oh, hey.", sagte sie. "Stört es dich, wenn ich hier ebenfalls einziehe?" Das Mädchen sah nicht gerade so aus, als wäre sie scharf auf Gesellschaft, aber wenn sie Nein sagte, überlegte Mira, konnte sie sich immer noch ein anderes Zimmer suchen.

Lea sah erstaunt auf unterbrochen in ihrem Streit mit Cyan.
Mit überraschter Stimme antwortete sie:" Ja, sehr gerne sogar."
Sie war unendlich froh, dass es anscheinend jemanden gab, der tatsächlich mit ihr in einem Zimmer leben wollte, doch da fiel ihr ein, vielleicht würde sich das ändern, wenn sich die beiden erstmals kannten.
Sie stand von ihrem Bett auf und setzte sich im Schneidersitz hin.
"Hi, ich bin Lea und du?"
Musst du immer gleich so naiv und freundlich sein, Lea? Das nervt!
Cyan, ich hab gesagt du sollst die Klappe halten und damit meine ich MUND ZU.
Ich sags gleich, wenn DU dann verletzt bist, war ICH daran nicht schuld.

"Danke:", sagte Mira höflich und ließ sich auf dem noch freien Bett nieder. Die aufgeplusterte Bettdecke raschelte leicht und sackte unter ihrem Gewicht ein.
"Ich bin Miranda. Aber das ist zu lang, also Mira.", erklärte sie.
Mira hatte nichts auszupacken; sie hatte nichts mitgenommen. Kleidung brauchte sie nicht unbedingt; sie konnte sie gleichzeitig mit ihrem Aussehen ändern, wenn sie wollte.

"Hi, Mira", sagte Lea ruhig und gelassen.
"Freut mich dich kennenzulernen."
Sie blieb verharrt, wie eine Statue weiterhin sitzen und musterte auf nicht unangenehme, aber neugierige Art und Weise Miras Gesicht, wie auch ihre Flügel.
"Bist du ein Todesengel?"
Die Frage kam sehr direkt, aber freundlich, doch es klang auch ein wenig Unsicherheit mit.

(Sie hat noch keine schwarzen flügel, weil ihre Engelsart noch nicht ganz entschieden ist^^, die Flügel sind grau-weiß)

Verdattert sah Mira ihr Gegenüber an. "Ein Todesengel?", fragte sie verwirrt. "Ich weiß es nicht, ich kenne mich nicht mit Engelsarten aus und die Direktorin konnte mir auch nicht weiterhelfen. Wie kommst du darauf?" Die frage des Mädchens brachte sie ganz schön aus dem Konzept. Was machten Todesengel? Waren sie gefährlich? War sie einer?

(oh...sorry ^^)

Lea zuckte mit den Schulter, so als wäre sie selbst ratlos.
"Achso, naja tut mir echt Leid. Ich hab einfach mal so drauf losgetippt und da ich vor Todesengeln irgendwie Angst habe, hab ich gleich einmal gefragt, ob du einer bist, denn wenn es so wäre, müsste ich mich, denke ich ein wenig überwinden. Tja, ich bin mir sicher, das wirst du schon noch herausfinden, immerhin bist du ja jetzt hier auf dieser Schule."
Lea lächelte ausgelassen und lehnte sich mit einem Polster im Rücken gegen die Wand, während sie weiterhin auf dem Bett saß und ihren Gegenüber direkt, höflich und ein wenig naiv ansah.

"Ach so." Mira nickte, obwohl sie nicht ganz sicher war, dass sie das verstand. Todesengel... sie wusste nicht, ob sich das Wort verlockend oder furchteinflößend anhörte. "Na ja, ich kann mir nicht vorstellen, dass ich einer bin.", sagte sie. "Zumindest hab ich noch niemals irgendwen in den Tod geschickt." Sie lächelte, weil die Vorstellung so abwegig war. "Und du?" Mira betrachtete nachdenklich die schillernden Flügel von Lea. "Welcher Engelsart gehörst du an?"

Offen antwortete Lea:" Ich gehöre der Art der Scherbenengel an."
Sie rechnete damit, dass Mira, wie alle anderen reagieren würde und zurückschrecken würde oder Angst bekommen würde. Irgendetwas passierte immer, wenn Lea von ihrer Art so offen sprach.
Währenddessen zog sie die Beine zu sich heran, legte ihren Kopf auf ihre Knie und sah Mira genau in die Augen, während sie hörte wie Cyan sich in ihren Gedanken wieder fürchterlich aufregte, doch diesmal ignorierte sie es.

"Aha.", sagte Mira und rief sich ins Gedächtnis, was ihr Liv-Ciel über Scherbenengel gesagt hatte. "Die Seelen von Scherbenengeln sind zersprungen, sie teilen sich ihren Körper mit anderen Persönlichkeiten und können nicht kontrollieren, wer diesen lenkt oder was er damit tut"
"Oh, äh,", fügte sie verlegen hinzu. "Das ist nicht gut, oder?"
War Lea dann überhaupt wirklich Lea? Oder jemand ganz anderes? Mira konnte sich jedenfalls nicht vorstellen, dass sie ihr etwas Böses wollte. Sonst hätte sie ihre Identität nicht so offen preisgegeben. Aber sie wusste einfach nicht genug über all das, um die Information irgendwie einzuordnen.

"Naja kommt auf die Sichtweise bzw. die einzelne Persönlichkeit an, aber ich bin jemand, der es absolut nicht gut findet. Ich bin auch diejenige, also, wie soll ich sagen, die Erste gewesen, das heißt ich als Lea habe immer existiert. Meine anderen Persönlichkeiten haben sich erst später von mir abgespalten."
HALT DIE KLAPPE, LEA. Das geht sie überhaupt nichts an.
Nur weil ich offen bin, Rachel und du nicht, heißt das noch lange nicht, dass ich mich nach deinen Regeln verhalten muss.
Lea, hör einfach auf, soviel von uns zu erzählen. Das trägt nichts zu unserem inneren Frieden bei.
Okay Paul, gab Lea zurück.
"Aber lass uns von etwas anderem sprechen, warum bist du hier an dieser Schule?"

"Ich stelle es mir auf jeden Fall anstrengend vor.", sagte Mira nachdenklich. So viele Persönlichkeiten, gefangen in einem Körper...
Dann ging sie aufs Leas Themenwechsel ein. "Warum ich hier bin? Ähm... ich hab gehört, hier sei eine Schule für Engel und wo sonst sollte ich etwas über Engel erfahren?"

"Stimmt, aber ist es nicht total nervig nicht zu wissen, welche Engelsart man ist? Ich stelle mir das jedenfalls nicht einfach vor, weil man nicht weiß, wozu man gehört bzw. fähig ist. Gibt es da nicht irgendeinen Hinweis, irgendein Erlebnis, dass in eine bestimmte Richtung geht?"
Sie sah sie interessiert und neugierig an, während sie sich weiterhin gegen die Wand lehnte und im Schneidersitz am Bett saß.

"Eigentlich nicht.", sagte Mira überrascht. "Ich wusste ja bisher nicht einmal, dass es verschiedene Arten gibt..." Sie wusste gar nichts über Engel, nicht was sie waren, nicht was sie taten. Überhaupt nichts. Nur dass sie selbst einer war. "Und dass ich irgendwelche anderen Fähigkeiten außer meiner Gabe habe, kann ich mir gar nicht vorstellen...
Während sie noch darüber nachdachte, vernahm sie Leas nächste Worte. "Gibt es da nicht irgendeinen Hinweis, irgendein Erlebnis, das in eine bestimmte Richtung geht?"
Mi wurde kalkweiß im Gesicht. "Nein.", sagte sie und hörte ihre eigene Stimme nur von ferne. In ihren Ohren rauschte es. "Es gibt kein Erlebnis."
Da gab es nichts, was wichtig war. Und schon gar nichts, was dieses Mädchen etwas anging. "Ich gehe jetzt essen.", sagte Mira und erhob sich hastig. "War... nett, dich kennen zu lernen." (-->Esssaal)

Lea sackte zurück, lehnte sich an die Wand und schloß die Augen. Und schon wieder hatte sie es nicht geschafft, eine neue Freundin zu finden. Sie glaubte versagt zu haben, wie sie es meistens annahm.
Lea wusste, dass sie zu offen, zu naiv, einfach zu sensibel für diese Welt war. Das war auch der Grund, warum Rachel es einfach nicht mehr aushielt und sich an die Oberfläche "kämpfte". Lea leistete keinen Wiederstand, sondern zog sich in ihr Inneres zurück.
Rachel öffnete die Augen und sah sich den Raum nun genauer an.
Dann beschloss sie das Zimmer zu verlassen.
Lea, ich zeig dir jetzt einmal, wie das geht. Deine Schwäche ist echt unerträglich! Man muss hart sein, stark, immer den äußeren Schein wahren.
Ja, Rachel, ich weiß, das bist aber auch du.
Lea, lass mich jetzt einmal ran an die Sache, mit dir ist das ja echt mühsam.
Bitte, wenn du denkst, du kannst es so viel besser. Verbrenn dir doch die Finger.
Rachel verdrehte die Augen und ging.

-> Der Essensaal