Das Gasthaus 'Haven'

Lilith betrat das Gasthaus, gefolgt von Luca. Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Die Wände waren mit hellem Holz verkleidet, der Boden bestand aus Parkett. Die Bilder an den Wänden und die stoffbezogenen Bänke und Stühle, sowie die blumenbestückten Vasen auf den Tischen, ließen den Raum warm und einladend wirken.
Die beiden Engel setzten sich an Tisch in der Ecke, direkt unter einem Fenster, durch das die Nachmittagssonne ihr Licht warf.
Die Wirtin, eine kleine rundliche Frau mit freundlichen braunen Augen und einem netten Lächeln, tauchte vor ihnen auf.
"Willkommen im Haven. Was darf ich euch bringen?"

Luca lächelte die Wirtin an.
"Also für mich so ein Harzsirup-Getränk. So nennt man das hier doch oder?"
Die Wirtin lachte auf.
"Ähm....ja so kann man es auch bezeichnen. Zumindest weiß hier jeder, was gemeint ist mit deinem Ausdruck."
Sie sah in Richtung Lilith.
Luca wandte sich ebenfalls an das zarte Mädchen neben sich und bewunderte während ihrer Bestellung die Schönheit dieses Geschöpfs. Es faszinierte ihn, sie einfach nur zu betrachten. Die Kette, die er ihr geschenkt hatte, passte vorzüglich zu ihr. Sie war genauso zart, wie Lilith, und spiegelte perfekt ihre Seele wieder, das Zerbrochene, aber gleichzeitig auch das Bunte, Fröhliche, Schöne. Langsam aber sicher wurde ihm wieder bewusst, dass er wirklich verliebt in dieses Mädchen war. Es war kaum zu glauben, dass er sich jemals in einen Scherbenengel verlieben würde. Er musste schmunzeln, während er Lilith immer noch mit seinem gefühlsintensiven Blick musterte.

"Ich nehme dasselbe wie er", meinte Lilith lächelnd. Die Wirtin nickte und verschwand. "Kommt sofort"
Lilith spürte Lucas Blick auf sich und wandte den Kopf. Seine ür einen Mann vollen Lippen waren zu einem Schmunzeln verzogen und der Ausdruck in seinen Augen seltsam intensiv.
"Was ist?", fragte sie ihn leicht lächelnd. "Gibt es einen Grund warum du mich so ansiehst?"
Ja sie wollte zu gerne wissen was in diesem jungen Mann vorging, der es geschafft hatte sich irgendwie Zugang zu ihrem Herzen zu verschaffen, das war ihr im Laufe das Tages bewusst geworden.
Luca hatte bereits einen festen Platz dort, Racheengel hin oder her.
Das war nicht wichtig.

(Tja das wird sich noch ändern Wow, eigentlich sind wir fies, Luca ist mit der Zwillingsschwester des Mörders seiner Familie zusammen...)

(du hast Recht, wir sind echt nicht nett, wir sind böse muhahaha )

Lucas Schmunzeln wurde größer.
"Hmm...ich hätte damit rechnen müssen, dass du fragst. Nun, da ich ja ehrlich sein will, ja, es gibt einen Grund, warum ich dich so ansehe. Im Sonnenlicht wirkst du noch so viel schöner, als du eigentlich schon bist. Du bist einfach einzigartig und ich finde dein neues Schmuckstück", er deutete auf die Kette "unterstreicht das noch einmal. Ich persönlich finde, dass das Zerbrechliche, welches du mit dir trägst, perfekt zu dir passt. Und um ganz ehrlich zu sein, ich würde nie etwas daran ändern wollen."
Er machte eine Pause, bevor er wieder weitersprach.
"Deine unterschiedlichen Charaktere sind gar nicht so unterschiedlich, wie sie auf einem Blick erscheinen. Sicherlich, sie sind anders, aber sie ähneln dir alle. Von jedem trägst du ein bisschen etwas."
Er sah ihr tief in die Augen mit einem Ausdruck, der von ganz tief drinnen kam.
"Lilith, wir kennen uns noch nicht allzu lang, aber ich glaube, ich habe mich in dich verliebt."
Er schüttelte leicht den Kopf über sich selbst. Er und in einen Scherbenengel verliebt. Das war wirklich Ironie des Schicksals.

(Die Ironie des Schicksals wird noch schlimmer xD)

Liliths dunkle Augen waren mit jedem seiner Worte größer und ungläubiger geworden. Ein Rotschimmer breitete sich auf ihrer blassen Haut aus. "Du...ich...aber", stammelte sie.
Reiß dich zusammen, Mädchen!, befahl ihr Diana scheinbar kalt, aber ihre Stimme klang leicht amüsiert.
Lilith schüttelte den Kopf um das Chaos der Gedanken zu ordnen.
Sie konnte sich nicht erinnern jemals solche Komplimente, so ehrlich gesprochen gehört zu haben.
Fieberhaft suchte sie nach einer passenden Erwiderung. Als ihr partout keine einfallen wollte, gab sie es auf, beugte sich einfach vor und gab Luca einen Kuss in den sie all ihre Gefühle hinein legte. Verliebtheit, Zärtlichkeit, Vertrauen, Schutz, Wärme, Glück...all das was sie fühlte wenn sie bei ihm war.
Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und sah ihn an, ihre Gesichter so dicht beieinander, dass sie den Atem des anderen einatmeten.
"Ich habe mich auch in dich verliebt, Luca. Du gibst mir das Gefühl etwas wert zu sein, bei dir fühle ich mich geborgen, auch wenn es noch so absurd scheint.
Ich habe noch nie jemanden wie dich getroffen. Du bist mehr als ich mir je zu erhoffen gewagt hatte. Stark, beschützend, verständnisvoll...und wenn du lachst wird mir ganz warm. Für mich bist du meine persönliche Sonne, strahlend hell in der ganzen Dunkelheit die mich so lange umgeben hat."

Luca erwiederte überrascht ihren Kuss, der so zart, war und glückserfüllt war. Als ihre Gesichter so nahe beieinander waren, lächelte er mit weichen Falten um den Mund herum. Er hörte ihr aufmerksam zu, sog jedes Wort in sich und sah sie verliebt an.
Ihre Worte berührten ihn, sie berührten ihn ganz tief drinnen. Er spürte unter seiner linken Brust heftige Bewegungen, die beinahe schon wehtaten. Noch nie hatte man ihm so etwas gesagt und es überraschte ihn mehr als er gedacht hätte.
Er legte seine Arme um ihren Körper und zog sie noch näher zu sich, um ihre Wärme zu spüren. Als er ebenfalls nichts zu erwiedern wusste, da der Moment durch sinnlose Worte von seiner Seite zerstört werden würde, küsste er sie ebenfalls, sanft, aber bestimmt. Er drückte sie noch ein wenig mehr an seinen Körper, als Zeichen, dass er sie nicht mehr hergeben wollte, dass sie immer bei ihm bleiben sollte.
Auf einmal registrierte er ein ein Räuspern, öffnete seine Augen wieder und löste sich von dem Kuss. Die Wirtin stand dort mit einem Grinsen und stellte die beiden Krüge mit Harzsirup hin.
"Na dann lasst es euch schmecken", sagte sie und grinste erneut, weil es durchaus zweideutig zu verstehen war.

Lilith wurde ein wenig rot, sie hatte den zweideutigen Unterton durchaus gehört.
Nur widerwillig löste sie sich von Luca, ihrer Quelle der Wärme und Geborgenheit, sodass sie an ihre Krug heran kam.
Langsam nahm sie einen Schluck davon. Kühl und doch süß rann es ihre Kehle hinab. Erstaunt musterte sie das eher unscheinbar wirkende Getränk. Es schmeckte himmlisch!
Sie setzte den Kurg erneut an und nahm mehrere tiefe Schlücke.
"Mhm", meinte sie genießerisch und wandte sich lächelnd zu Luca um. "Das schmeckt wundervoll!"

Luca verdrehte bei dem Kommentar der Wirtin die Augen.
Auch er nahm seinen Krug und trank davon. Es schmeckte wirklich köstlich und glich einer kleinen Geschmacksexplosion auf der Zunge.
"Stimmt, das schmeckt wirklich wundervoll."
Obwohl sie sich wieder ein wenig entfernt hatten voneinander, blieb Luca ganz in ihrer Nähe, sodass sich leicht unter dem Tisch ihre Beine berührten.
Dann neigte er sich zu ihr und flüsterte ihr lächelnd zu:" Die ist nur verbittert und eifersüchtig!"

Lilith sah ihn ob diesem Kommentar erstaunt an und wandte ihren Blick zu der Wirtin, die gerade einen eintretenden Mann begrüßte. Dieser trat auf sie zu und küsste sie liebevoll auf den Mund, was sie erwiderte.
Sie kicherte leise. "An deiner Menschenkenntnis müssen wir noch arbeiten", bemerkte sie.

Luca folgte ihrem Blick und beobachte ebenfalls die Szene.
"Okay, gut ich gebe mich geschlagen! Meine Menschenkenntnis liegt gleich bei null, aber egal. Das wirst du mir schon noch beibringen, hoffe ich."
Er lächelte und fügte hinzu:" Dafür kenne ich mich schon ein ganz klein wenig in der Lilith-Kenntnis aus, aber nur ein ganz klein wenig."

Lilith lachte leicht. "Lilith-Kenntnis? Oh da gibt es noch viel zu lernen, immerhin gibt es da noch die Rose-Kenntnis, die Diana-Kenntnis, die Lucy-Kenntnis...und so weiter"
Sie hoffte wirklich dass sie beide lang genug beisammen blieben, damit sie ihn in und auswendig kennenlernen konnte.
In wenigen Zügen trank sie ihren Krug aus und stellte ihn auf den Tisch.

"Hmm...also die Lucy-Kenntnis, die Diana-Kenntnis und die Rose-Kenntnis geht schon besser.Immerhin weiß ich da den Grund für das Zerbrechen und etwas über den Charakter, aber es mangelt mir noch an der Kyle-Kenntnis. Von ihm hab ich so gar keine Ahnung, außer, dass er derjenige ist, der für euren Zusammenhalt sorgt und der Streitsclichter ist, aber auch über ihn werde ich noch etwas herausfinden."
Er leerte auch seinen Krug, legte das nötige Geld auf den Tisch und fragte:" Magst du wieder zurück zu unserem neuen nach Hause?"

Lilith legte nachdenklich den Kopf schief. "Kyle ist schwierig, nicht einmal ich kann ihn wirklich einschätzen. Aber das wird schon" Sie lächelte aufmunternd und nickte dann, als er sie fragte ob sie nach Hause wollte. Nach Hause. Das klang in ihren Ohren wunderschön. Endlich ein Ort zu dem man zurückkehren konnte.

Die beiden standen auf.
Luca nahm Liliths Hand in seine und sie gingen gemeinsam an der Wirtin vorbei. Er nickte ihr freundlich zu, die das Geld auf dem Tisch liegen sah und zufrieden lächelte. In dem Lachen lag noch etwas sehr freundliches, dass sie ein wenig sympathischer für Luca machte, doch er vergaß die Wirtin wieder, als sie das Wirtshaus verließen.
Es ging zurück zu den Straßen von Djin.

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