Musikzimmer 1

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Erik und Liv-Ciel tauchten im Musikzimmer auf, direkt vor dem weißen Flügel.
"Perfekt", lachte Liv-Ciel. Sie setzte sich auf den Hocker und sah zu Erik "Such dir einen Platz aus"
Sie hatte ein Weilchen nicht mehr gespielt und war dementsprechend aufgeregt.

Erik brauchte sich nicht hinzusetzen, es war ihm einfach nicht so wichtig.
Aus dem Grund stellte er sich neben den Flügel, lehnte sich leicht dagegen und sah Liv-Ciel an. Er betrachtete abwechselnd ihr wunderschönes Gesicht und gleich darauf ihre Finger, die sich gleich bewegen zu schienen.
Er war schon gespannt, wie ihr Klavierkönnen wohl aussehen würde, war sich dabei aber fast sicher, dass es perfekt werden würde.

Liv-Ciel sah auf die Tasten holte tief Luft und begann zu spielen.
Es war das Lied dass sie mit Kyra verband. Wann immer sie es spielte, hatte sie das Gefühl Kyra wäre bei ihr.
Sie spielte die ersten Takte, zögerte einen Moment, dann begann sie dazu zu singen. Ihre Stimme war längst nicht
so rein und schön wie die ihrer Mutter, aber immer noch hörenswert. Es lag viel Gefühl darin.
(https://www.youtube.com/watch?v=DPHntr5t0Fw&feature=related Memories)
(http://www.allthelyrics.com/lyrics/within_temptation/memories-lyrics-223114.html Lyrics)

Erik sah ihr zu als die ersten Töne erklangen, es wirkte zögernd, als wäre es eine alte, verblasste Erinnerung. Als Liv-Ciel dann richtig anfing zu spielen und auch noch dazu sang, hörte er die Melancholie mit, es war wohl die Bewältigung eines Verlustes und er konnte sich nur zu gut vorstellen um welchen Verlust es hier ging.
Er stand dort neben hier, lauschend der Melodie und der Stimme, die man unter hunderten wieder erkennen könnte. Es war hinreißend ihr zuzuhören, denn der Gesang, wie auch das Klavierspiel waren wunderschön, aber vor allem hörte man die wahre Liv-Ciel durch. Da war nur sie und was sie da spielte war ebenfalls nur sie, keine Verstellung, keine Imitation, nur Liv-Ciel ganz persönlich.
Für ihn war es einfach atemberaubend, deshalb stand er still, wie eine Statue, sah ihr zu. Nur seine Augen bewegten sich von ihren Finger zu ihrem Gesicht.

Liv-Ciel spielte das Stück und legt all ihr Gefühl hinein. Erinnerungen an Kyra zogen vor ihrem Auge vorbei. Kyra lachend in ihren Armen, aufgeregt vor sich hinplappernd, Kyra, immer wieder Kyra.
Es war schön gewesen. In ihrem Herzen würde sie immer da sein. Ihrer Erinnerungen würden Kyra immer bei ihr halten.
"All of my memories.." Sie ließ ihre Stimme ausklingen und die letzten Akkorde verhallten. Eine einzelne Träne rollte
ihre Wange hinab, ohne das sie es bemerkte.

Während die letzten Töne im Raum verklangen, waren die Erinnerungen da, alle fast zum Greifen nah. Es waren Erinnerungen ganz eng an Gefühle geknüpft, die so stark, so lebendig und so liebevoll schienen, wie er es schon lange nicht mehr erlebt hatte.
Plötzlich war dieses Gefühl da. Er hatte die Sehnsucht auch irgendwann einmal von einem Menschen so geliebt zu werden, wie das Band der Liebe zwischen Liv-Ciel und Kyra bestand.
Wie kann ich jetzt, im Moment so egoistisch sein und mir wieder einmal nur für mich etwas wünschen?
Doch es war nun einmal so, trotzdem ließ er sich von der Melancholie Liv-Ciels mitreißen. Schneller als es Liv-Ciel realisierte, merkte Erik, dass eine Träne sich einen Weg über ihre Wange bahnte. Da hatte er eine Idee, diesen egoistischen Gedanken von zuvor auszugleichen, indem er ihr sein vollstes Mitgefühl zeigen wollte, jedoch auch, dass alles, jeder Schmerz vorbeiging.
Er kam ihr ganz nah, wollte sie aber nicht erschrecken. Dann hielt er die Hand unter ihr Kind und berührte es sanft. Dort lag sie so lange bis die Träne in seine Handfläche fiel. Er machte seine Hand zu, nahm eine Hand von Liv-Ciel und ließ etwas aus seiner geschlossenen Hand in ihre plumpsen. Plötzlich lag da ein wunderschöner, kleiner Diamant, der zuvor nur Tränenflüssigkeit war. Er hatte eine tropfenförmige Form und im Licht reflektierte er all das Licht.
Erik beugte sich wieder zurück und stand wieder neben dem Flügel angelehnt, während er Liv-Ciel ansah mit einem Blick, der nicht wirklich zu deuten war.

Liv-Ciel zuckte kurz zusammen, als sie seine Hand spürte, blieb dann aber ruhig.
Sie sah ihn nur an. Als er ihr etwas in die Hand legte, senkte sie den Blick darauf und ihre Augen weiteten sich überrascht.
In ihrer Hand lag die Träne die sie vergossen hatte, jedoch sah sie nun aus wie ein funkelnder Diamant.
Ehrfürchtig strich sie darüber. Sie blickte auf, zu ihm. Seinen Blick konnte sie nicht deuten, aber sie kannte seine Gedanken.
Anmutig stand der Engel auf und ging zu ihm. Vor Erik blieb Liv-Ciel stehen. "Es ist in Ordnung sich etwas zu wünschen", sagte sie leise. Einen Moment zögerte sie, bevor sie ihre schlanken Arme um ihn schlang. "Danke", wisperte sie.
Danke dass du da bist. Danke dass du einfach nur zuhörst. Danke dass du mir Trost gibst.

Erik war etwas überrascht als sie ihm die Arme umlegte, schlang dann aber auch seine Arme um ihren zierlichen Körper. Er war größer also konnte Liv-Ciel ihren Kopf gegen seine Schulter bei seinem Schlüsselbein legen. Nachdem sie so verharrten löste sich Erik aus der Umarmung wieder und sagte dann ernst:" Du hast Recht Wünsche sind in Ordnung. Es ist aber ebenfalls in Ordnung und ich bin mir sicher, dass mir da Kyra, obwohl ich sie nicht kenne, zustimmen würde, loszulassen, den Schmerz zu verbannen, so schwer es auch ist und die Person in all seinen guten Facetten in Erinnerung zu behalten, sie im Herzen bewahren und sie nie wieder los lassen. Nur der Schmerz, der trübt das Bild, doch ohne ihm ist der Eindruck und die Erinnerungen an denjenigen noch intensiver, noch schöner und machen einen noch glücklicher."
Er lächelte sanft.

Liv-Ciel hörte ihm zu und dachte darüber nach. Er hatte Recht. Kyra würde nicht dadurch verschwinden, dass sie losließ.
Die Erinnerungen blieben, eine schöne Zeit. Ohne den Schmerz schienen ihr diese Zeiten so strahlend. Es würde noch eine
ganze Weile dauern bis sie wirklich loslassen konnte, aber sie würde es versuchen. Sie erwiderte Eriks Lächeln.
Weißt du eigentlich wie weise du erscheinst?

Erik wechselte nun das Thema.
"Ich würde eindeutig sagen, dass du eine sehr talentierte Musikerin bist, soviel steht fest.
Sag einmal, welche verborgenen Talente schlummern noch in dir? Mich würde nur zugerne interessieren, welche Facetten dein Charakter bzw. deine Talente haben. Bis jetzt weiß ich ja noch nicht allzu viel: da wäre das Gedanken lesen, der Schutzengel, das Mädchen Kyra und die Musikerin."
Er lächelte charmant und fragte sich wirklich, was noch so alles in ihr steckte.

Liv-Ciel lächelte "Nicht zu vergessen die Botanikerin", meinte sie in Anspielung auf ihren Rosengarten.
"Wenn du mehr wissen willst, musst du wohl Zeit mit mir verbringen", lachte sie. In ihren Augen blitzte es spitzbübisch. "Apropo Zeit, das Mittagessen beginnt und ich muss noch mit einigen Schülen reden und wohl auch eine Rede halten", fiel ihr ein. Sie schnappte sich Erik "Bereit?"und schon teleportierte sie sich.
>>>Der Essenssaal